Viele Menschen mögen es nicht, an den Tod zu denken. Wenn das Thema des Sterbens aufkommt, schnürt sich bei ihnen innerlich schon alles zusammen.
Diese Angst vor dem Tod ist aus einer weiter Perspektive heraus völlig unlogisch und hindert uns daran, voll zu leben.
In diesem Artikel geht es darum, dass Leben und Sterben untrennbar miteinander verbunden sind.
Leben und Sterben sind nicht zwei Gegensätze, so wie wir es oft empfinden. Die Gesellschaft vermittelt uns dieses Bild und wir glauben es.
Die meisten Menschen haben keine Werkzeuge dafür, gut mit dem Tod umzugehen. Sie schaffen es nicht, den Tod in ihr Leben zu integrieren.
Leben und Sterben gehören zusammen
Dabei sind Leben und Sterben keine Gegensätze.
Vielmehr sind sie zwei Seiten von derselben Sache.
Das Leben und der Tod bedingen sich gegenseitig. Es gäbe kein Leben ohne den Tod und es gäbe keinen Tod ohne das Leben. Und im Leben selbst ist der Tod gegenwärtig.
Die Blätter der Bäume müssen im Herbst gehen, damit im Frühling neue kommen können. Das ist der Leben-Tod-Leben-Kreislauf. Und der Baum hat ja auch keine Angst davor, seine Blätter herzugeben. Er ist voller Vertrauen, dass ihm im nächsten Frühjahr neue Blätter wachsen werden. Er akzeptiert, dass Leben und Sterben untrennbar miteinander verbunden sind. Und dass nach jedem Sterben wieder neues Leben kommt.
Nur wenn wir gut mit der Tatsache umgehen können, dass wir irgendwann sterben werden, können wir auch gut am Leben sein. Sonst leben wir immer in Angst vor dem Tod.
Und den Tod zu vermeiden, führt auch zu einer Vermeidung des Lebens.
Einen Aspekt ausgrenzen zu wollen, funktioniert nicht. Nur wenn wir das Leben als Ganzes annehmen, können wir es auch in seiner Totalität erfahren. Und das beinhaltet auch den Aspekt vom Leben-Tod-Leben-Kreislauf.
Konsequenzen der Sterblichkeit der Dinge
Wir alle sind sterblich. Alles, was du siehst, fühlst, riechst, schmeckst und alles, was du anfassen kannst, ist irgendwann nicht mehr da. Alles kommt und geht. Vielleicht klingt das erst einmal hart, aber wenn du diese Tatsache akzeptieren kannst, dann hat das ein unglaubliches Befreiungspotential.
Was passiert, wenn wir die Leben-Tod-Leben-Natur von allem akzeptieren?
Zum Einen hat die Vergänglichkeit der Dinge Auswirkungen auf unsere Anhaftung. Wenn wir wirklich akzeptieren, dass alles einmal wieder vergehen wird, gibt es auch keinen Grund mehr dafür, zu klammern. Denn genau das ist Anhaftung: Wir klammern uns an etwas fest, weil wir Angst davor haben, dass es uns wieder verlässt. Aber wenn wir wirklich akzeptieren, dass alles was lebt auch wieder stirbt, dann gibt es keinen Grund mehr für Anhaftung. Sie wird einfach nicht mehr haltbar und wir können dieses Muster loslassen.
Zum Anderen heißt das Loslassen von Anhaftung eben nicht, dass ich weniger fühle. Genau das Gegenteil ist der Fall.
Deine Angst vorm Verlassen werden mahnt dich immer zur Vorsicht. Sie flüstert dir zu: „Liebe ja nicht zu intensiv, sie könnte dich wieder verlassen und dann wirst du verletzt und verwundet zurückgelassen. Wenn du dich emotional nicht so sehr einlässt, dann tut es am Ende auch nicht so weh.“
???
Ähhhh…
Kennst du diese Stimme der Angst vorm Tod auch?
Die Logik dieser Stimme geht nicht auf.
Alles kommt und alles geht. Das ist kein Grund, im Hier und Jetzt nicht voll ins Gefühl zu gehen.
Ganz im Gegenteil: Wenn du akzeptierst, dass sowieso alles endet, dann kannst du dich auch voll darauf einlassen.
Du musst nichts mehr vermeiden, wenn du den Leben-Tod-Leben-Kreislauf akzeptierst.
Das heißt, eine Beziehung (egal welche) kann nur funktionieren, wenn alle beteiligten Personen diesen Fakt akzeptieren.
Und wenn alle beteiligten Personen diesen Fakt akzeptieren, dann kann die Beziehung unglaublich intensiv und schön werden.
Wenn du in vollem Bewusstsein des Todes lebst, dann kann jeder Augenblick wundervoll und total sein. Wenn du das Sterben als Teil des Lebens annimmst, dann wird dein Leben dadurch an Tiefe und Fülle gewinnen. Es wird ganz.
Alles kann sterben und genau deshalb sollte man den Moment voll leben. Dass alles stirbt, ist der Grund dafür, nicht anzuhaften. Aber es ist auch der Grund dafür, voll zu leben und voll mit meinen Gefühlen in den Moment reinzugehen. Eben nicht mit bedürftiger „Bitte verlass mich nicht, bitte sei nie vorbei“-Anhaftung, sondern in vollem Bewusstsein des Todes präsent sein.
Mit mir, meinen Gefühlen und der anderen Person. Den Tod zu akzeptieren ist die Voraussetzung dafür, voll zu leben.
Tatsächlich gibt es meistens innerhalb einer Sache viele Tode und viele Widergeburten. Wenn eine Sache sehr lange andauert, dann verändert sie sich zwangsläufig innerhalb dieser Zeit. Sie lebt in einer Qualität, irgendwann stirbt sie und wird mit einer völlig neuen Qualität widergeboren. Das ist der Leben-Tod-Leben-Kreislauf. Es gibt keinen Grund, Angst vor dem Tod zu haben. Er kommt sowieso. Und nach ihm folgt immer ein neues Leben.