Dein inneres Kind heilen: 5 Schritte des Reparenting

Dein inneres Kind heilen: 5 Schritte des Reparenting

Wie schon im Artikel zum inneren Kritiker angekündigt, widme ich mich nun einem anderen sehr sehr wichtigen inneren Anteil: dem inneren Kind.


In diesem Artikel geht es darum, wie es gelingen kann, dein inneres Kind zu heilen. Das innere Kind zu integrieren, was letztlich ausgegrenzte Aspekte von uns selbst beinhaltet, führt zur Heilung. Wenn wir als erwachsenes reifes Wesen diesen Anteil in uns akzeptieren und uns liebevoll darum kümmern, werden wir wieder ganz.


Welche Kraft Nachbeelterung haben kann, wurde mir vor zwei Jahren erst so richtig bewusst: Ich war bei einem Bekannten Zuhause, der eine Hängematte hatte. Ich lag in dieser Hängematte und einer der anderen Gäste fing an, mich in der Hängematte hin und her zu schaukeln. Wow, das fühlte sich so gut an.


Intuitiv bat ich hin, mir ein Gute-Nacht-Lied vorzusingen. Als er mich dann so hin und her wiegte und mir ein Gute-Nacht-Lied vorsang, überkamen mich auf einmal die überwältigendsten Glücksgefühle. Ich fühlte mich plötzlich total sicher und geborgen. Mein inneres Kind schrie: „Ja, ja! Endlich kümmert sich jemand um mich!“


Der rationale Teil meines Verstandes war in diesem Moment total perplex: „Warum fühle ich mich so großartig durch eine so kleines Geste?“ Dieser Moment hat mir gezeigt, wie unglaublich kraftvoll und unglaublich wichtig Reparenting ist.


Trotzdem schob ich das Thema danach nochmal zur Seite oder kümmerte mich zumindest nur sehr halbherzig darum.


Bis sich dann vor einem Jahr in einer Familienaufstellung noch einmal schmerzhaft zeigte, dass ich mein inneres Kind immer noch ablehnte. Ich machte unbewusst mein inneres Kind für die schlimmen Dinge, die ihm angetan wurden, verantwortlich.


Da wurde mir bewusst: Du musst dein inneres Kind heilen! Ich machte die Heilung meines inneren Kindes von da an zur Priorität und verabredete mich regelmäßig mit mir selbst zu inneres Kind Meditationen.


Oft wird mir jetzt auch im Alltag bewusst, wenn gerade Gefühle von meinem inneren Kind die Kontrolle übernehmen. Dann nehme ich es einfach an die Hand oder in den Arm und oft löst sich dann das Gefühl.



Die verschiedenen Seiten des inneren Kindes

Das innere Kind ist ein innerer Anteil mit vielen verschiedenen Facetten. Verspieltheit, Wildheit, Intuition – das sind alles Qualitäten des inneren Kindes.


Ich kann zum Beispiel an keiner Schaukel vorbeilaufen, ohne mich draufzusetzen und selbst eine Weile zu schaukeln. Und ich hole mir total gerne eine Süßigkeitentüte vom Kiosk, obwohl dort die Süßigkeiten total überteuert sind. Aber diese Süßigkeitentüte vom Kiosk hat so eine positive Konnotation für mich, weil ich mit meinen Schwestern früher jede Woche, wenn wir unsere 50 Pfennig Taschengeld bekommen haben, sofort zum Kiosk gerannt bin und mir dort Süßigkeiten gekauft habe. Und Schaukeln löst in mir das Gefühl der Unbeschwertheit und Unbegrenztheit aus.


Mit diesem Teil meines inneren Kindes bin ich also relativ gut in Kontakt. Wenn es um die Intuition geht, dann wird es allerdings schon kritischer. Ich habe zwar mittlerweile wieder Zugang zu meiner Intuition, ertappe mich jedoch öfter dabei, wie ich mich aus rationalen Überlegungen heraus gegen sie entscheide.


Und das ist auch nicht immer nur schlecht, denn wir leben nun einmal in einer Gesellschaft, in der es verschiedene Regeln gibt, die das Funktionieren der Gesellschaft garantieren. Und davon profitiere ja auch ich. Wahrscheinlich geht es mehr um die Unterscheidungsfähigkeit: Zu wissen, wann es gut und wichtig ist, meiner Intuition zu folgen und abzuwägen, wann ich ihr zum Wohle von etwas anderem, was mir gerade wichtiger ist, nicht folgen möchte.


Um dein inneres Kind zu heilen, ist jedoch die Beschäftigung mit anderen Aspekten des inneren Kindes meist noch wichtiger: Wo hast du als Kind einen Mangel erfahren? Welche Bedürfnisse sind unbefriedigt geblieben?


Wenn du dir bis jetzt noch keine Gedanken über diese Fragen gemacht hast, dann mach an dieser Stelle eine kleine Lesepause, um Antworten zu finden…


Auch wenn es natürlich von Mensch zu Mensch Unterschiede gibt, so ähneln sich unsere unerfüllten Bedürfnisse doch alle. Die meisten Menschen haben das Gefühl, in ihrer Kindheit nicht genug Liebe von ihren Eltern bekommen zu haben. Die Unterschiede liegen meist darin, ob diejenige Person das Gefühl hatte, gar nicht geliebt zu werden, wenig geliebt zu werden oder zwar schon das Gefühl hatte, dass die Eltern sie lieben, es aber nicht ausdrücken konnten.


Wertschätzung und Lob haben die Meisten von uns ebenfalls zu wenig erhalten oder nur für Leistung, sodass das Kind verinnerlicht hat, dass es nur etwas wert ist, wenn es etwas leistet.


Das größte Problem hierbei ist, dass die meisten unserer Eltern selbst niemals wirklich reif geworden sind, Sie haben nie gelernt, sich selbst zu lieben. Sie haben nie gelernt, sich in sich selbst sicher zu fühlen. Sie haben nie gelernt, die Verantwortung für ihre Gefühle zu übernehmen. Und so weiter. Dadurch können sie natürlich auch ihren Kindern wichtige Dinge nicht beibringen und nicht geben.


Aber wir wollen uns hier nicht zu viel auf das Problem konzentrieren, sondern weiter gehen zu den Lösungen.


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Wie können wir uns nun selbst nachbeeltern (reparenting)?

Grundsätzlich gilt hier, dass es unglaublich viele Möglichkeiten gibt, dein inneres kind zu heilen und das alles, was sich für dich gut anfühlt, richtig ist. Ich habe natürlich als Kind andere Erfahrungen gemacht als du und deshalb fühlt sich für mich eine Sache vielleicht unglaublich toll an, bei der sich in dir absolut nichts tut.


Schritt 1: Reflexion meiner Beziehung zum inneren Kind

Trete deinem inneren Kind ehrlich und still gegenüber. Wie ist deine jetzige Beziehung zu ihm? Was empfindest du ihm gegenüber? Und was wünscht es sich von dir? Welche Aspekte des inneren Kindes bedürfen noch der Integration und Annahme?


Diese Fragen zu beantworten ist wichtig, um dir deiner Ist-Situation bewusst zu sein. Denn man kann nur verändern, was man auch weiß.


Schritt 2: Heilung meiner Beziehung zum inneren Kind

Nimm dir regelmäßig Zeit, um dein inneres Kind durch deine Liebe und Annahme zu heilen. Du kannst dich beispielsweise alle zwei Wochen mit dir selbst zu einer inneres Kind Meditation verabreden.


Du kannst entweder einfach Entspannungsmusik an machen und selbst eine Begegnung mit deinem inneren Kind visualisieren oder du lässt dich in einer geführten Meditation anleiten.


Schritt 3: Finde Zugang zu deiner Wildheit, Verspieltheit und Intuition

Es gibt auch einige Menschen, die mit diesen Seiten des inneren Kindes Probleme haben. Sie werden zu „Erwachsenen“ und entwickeln dann die Glaubenssätze: „Ich darf nicht albern sein.“, „Ich darf nicht kindisch sein.“ „Ich kann nicht einfach das machen, wonach mir ist: Entscheidungen müssen mit dem Kopf getroffen werden.“


Diese Anteile wollen natürlich auch integriert werden, damit wir als Mensch wieder ganz werden können.


Womit könntest du diese Anteile mehr in dein Leben einladen? Ist es vielleicht so wie bei mir ausgelassenes schaukeln? Oder gibt es eine bestimmte Sportart, bei der du dich richtig austoben kannst? Was hast du als Kind gerne gemacht?


Schritt 4: Reparenting durch andere

Ob du diesen Schritt gehen möchtest oder nicht, ist vielleicht Typsache. Ich finde die Idee sehr schön, beim Nachbeeltern meines inneren Kindes Hilfe von anderen anzunehmen.


Und das heißt nicht, dass ich Verantwortung für dieses Thema an jemand anders abgebe, sondern im Gegenteil: Gerade weil ich die Verantwortung für mein inneres Kind übernehme, gestehe ich ihm zu, in Beziehungen und Interaktionen bewusst Raum einzunehmen.


Das gilt besonders für Leute, die sich in Beziehungen gerne stark geben und ein Problem damit haben, ihren Kopf in den Schoß einer anderen Person zu legen und zu sagen: „Schreichle bitte mal meinen Kopf.“ Probiere es einmal aus und fühle in dich hinein, wie es dir damit geht.


Ich kann also bewusst andere in meinen Reparenting-Prozess einbinden.

Das heißt, natürlich kümmerst du dich in erster Linie selbst darum, dein inneres Kind zu heilen, du darfst aber an manchen Stellen auch Unterstützung von anderen dabei annehmen oder erfragen.


Schritt 5: Integration des inneren Kindes

Schule deine Wahrnehmung. Frage dich im Alltag immer mal wieder: Was will mein inneres Kind jetzt gerade?


Und versuche darauf zu achten, welche deiner Gefühle und Gedanken du deinem inneren Kind zuordnen kannst.


Wann spricht es und wie spricht es?


Vollkommen ganz werden können wir erst, wenn alle ausgegrenzten Anteile in uns wieder einen Platz finden. Das innere Kind will ein Stück vom Erwachsenen sein. Alles strebt nach Synthese und Einklang.


Und das Paradoxe ist: Je mehr Raum du deinem inneren Kind zugestehst, desto erwachsener im Sinne von wirklich reif wirst du. Denn das Kind muss sich dann nicht mehr über Umwege einen Weg suchen, um deine Beachtung zu bekommen. Es hat seinen Platz und deshalb lässt es dich an Stellen, an denen es sonst vielleicht über „irrationale“ Gefühlsausbrüche herausgekommen ist, einfach sein.


Also: Mache Frieden mit deinem inneren Kind. Mache Frieden mit dir selbst.



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