Selbstliebe entwickeln

Sich selbst zu lieben – das wird in unserer Gesellschaft leider oft missverstanden als Arroganz, Egoismus und die mangelnde Hinwendung zum Anderen.


Und Schuld daran ist auch die christliche Prägung unserer Gesellschaft. Hier heißt es: Entwickle Nächstenliebe. Kümmere dich um die Anderen. Opfere dich für die Anderen auf. Mach was für die Anderen, auch wenn es dir selbst gerade schlecht geht.


Ignoriert wird bei dieser Auslegung allerdings, dass es eigentlich heißt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!


Ja und wie soll ich denn bitteschön irgendwen anders lieben, wenn ich mich selbst scheiße finde?


Das heißt, wenn ich mich selbst gar nicht liebe, sondern mich ständig kritisiere und mich abwerte – wenn ich zu mir selbst innerlich „Nein“ sage -, dann liebe ich nicht meinen Nächsten wie mich selbst: Dann hasse ich meinen Nächsten wie mich selbst.


Das heißt, es muss erst mal genug Liebe für mich selbst vorhanden sein, damit ich die Anderen auch gut behandeln kann. Ich muss erst einmal zu mir selbst innerlich „Ja“ sagen. Dann kann ich auch zum Leben „Ja“ sagen.


Ich muss mich selbst erst einmal lieben, bevor irgendjemand anders meine Liebe wirklich empfangen kann.


Sonst finden Minderwertigkeitskomplexe immer wieder ihren Weg, meine Beziehungen zu sabotieren. Weil ich mich selbst klein mache und mich nicht mag, habe ich auch immer das Bedürfnis, den Anderen zu kritisieren. Aus den Untiefen meines Unbewussten kommt immer wieder dieser Drang, den Anderen schlecht zu machen und ihm das zu neiden, was er hat.


Also: Ohne Selbstliebe gar keine Liebe. Null komma NIX.


Doch wie soll das nun funktionieren mit der Selbstliebe?


Diese Frage stellst du dir vielleicht. Theoretisch hört sich das so einfach und einleuchtend ein. Aber in der Praxis kommen dann doch oft Selbstkritik und Selbstabwertung dazwischen und machen die ganze schöne mühsam aufgebaute Selbstliebe mit einem Schlag zunichte.


Zumindest fühlt sich das oft in dem Moment so an. Aber ich glaube, dass man alles, was man für sich selbst tut, auch irgendwo behält und darauf wieder zugreifen kann.


Man muss nur immer dran bleiben und für jedes Mal, das man hinfällt, einmal mehr wieder aufstehen.



Doch was bedeutet Selbstliebe eigentlich?


Was steckt hinter diesem Begriff? Das werde ich in diesem Artikel etwas ausführlicher behandeln.


Selbstliebe hat viele verschiedene Komponenten und beeinflusst unser Verhalten in unglaublich vielen Situationen. Selbstliebe ist eine Ursache und viele andere Dinge sind Symptome dieser Ursache.


Sich selbst zu lieben – das ist die Basis. Und was meine ich damit, sich selbst zu lieben? Ich meine damit nicht, sich toll vor anderen darzustellen und anderen Menschen mit meinem Verhalten das Gefühl zu vermitteln, dass ich mich selbst toll finde.


Ich meine mit Selbstliebe die aufrichtig empfundene und bedingungslose Liebe, Annahme und Wertschätzung meiner selbst. Und das ist erst einmal etwas ganz Privates: Es ist etwas, was ich empfinde, wenn ich mir selbst ehrlich und still gegenübertrete. Es ist ein warmes wohlig weiches Gefühl, was ich mir selbst gebe. Selbstliebe ist, mit mir selbst Mitgefühl zu haben.


Das heißt, erst einmal ist Selbstliebe in mir. Es ist etwas, was ich selbst mir selbst gegenüber entwickle. Selbstliebe ist ein Prozess. Sie ist weder angeboren, noch kann man einen Schalter umlegen und – schwups – auf einmal liebt man sich selbst.


In diesem Prozess begegne ich natürlich so einigen Gespenstern, die wiederum nicht von mir kommen, sondern Reaktionen auf Andere sind. Hat meine Mutter mich geliebt? Hat sie sich selbst geliebt?


Die Gefühle unserer Eltern uns gegenüber und ihre Beziehung zu sich selbst geben uns ziemlich gut Aufschluss darüber, in welchem Zustand sich unsere Selbstliebe befindet. Zumindest wenn wir im Erwachsenenalter noch nicht bewusst an der Veränderung der Einstellung zu uns selbst gearbeitet haben.


Nun gibt es verschiedene Übungen, die dabei helfen, Selbstliebe zu lernen.


Doch eigentlich ist das ganze Leben ein Übungsfeld für die Selbstliebe. Denn die Selbstliebe, die in uns ist oder auch nicht ist, zeigt sich wiederum in unserem Denken und in unseren Handlungen.


Wie wir Situationen bewerten, wie wir Anderen gegenüber auftreten, was für eine Energie wir aussenden und wie wir dann wiederum von Anderen behandelt werden – all das wird direkt von unserer Selbstliebe beeinflusst.


Wenn ich mich selbst nicht besonders liebe, dann traue ich mich auch nicht, in der Gehaltsverhandlung das Gehalt einzufordern, das dem Wert meiner Arbeit entspricht. Wenn ich mich selbst nicht liebe, dann unterdrücke ich die Wut auf meinen Partner, weil ich Angst davor habe, er könnte mich verlassen, wenn ich einen Konflikt „anzettle“.


Wenn ich mich selbst nicht liebe, achte ich bei anderen Menschen auf Anzeichen dafür, dass sie mich auch nicht lieben und interpretiere dann diese Anzeichen komplett über, während ich Anzeichen dafür, dass ich geliebt werde, viel geringer bewerte als sie eigentlich auftreten.


Es gibt nur sehr begrenzt so etwas wie die EINE Realität. Jede Situation lässt immer ganz viele Lesarten zu. Diese Lesarten sind wie ein Raster, durch die alles, was nicht der Lesart entspricht, durchfällt.


Die meisten Menschen sitzen einem riesengroßen Rationalitätstrugschluss auf. Sie denken, dass sie rational handeln und denken, dabei ist das meistens vollkommener Schwachsinn. Was wir tun, ist, dass wir unsere Handlungen im Nachhinein rationalisieren.


Wir sagen uns: „Andere Menschen in meiner Situation hätten ebenso gehandelt. Ich habe ja auch noch nicht so viel Berufserfahrung. Es ist vernünftiger, erst einmal mit einem geringeren Gehalt zufrieden zu sein.“ Das heißt, du verschleierst vor dir selbst, dass du eigentlich wegen dem geringen Wert, den du dir selbst zuschreibst, auch für deine Arbeit keinen hohen Preis fordern konntest. Du rationalisiert deine eigentlich gefühlsgetriebene Handlung.


(Selbstliebe = Ursache)    ————->   (Verhalten/Gedanken/Interpretationen = Wirkung)


Wenn ich mich wiederum selbst wirklich liebe, dann bin ich keine Bettlerin mehr. Ich bettle nicht mehr nach der Liebe anderer Menschen, weil ich sie mir selbst geben kann. Ich kann ganz entspannt mir selbst gegenüber treu sein und muss mich nicht verbiegen, nur um anderen zu gefallen. Dadurch, dass ich mich selbst liebe, bin ich nicht mehr wie eine Ertrinkende auf die Liebe meines Gegenübers angewiesen.


Und das Paradoxe daran ist: Je mehr ich mich selbst liebe, desto mehr lieben mich auch die Anderen. Denn andere Menschen spüren instinktiv, wie du dich selbst findest und geben dir dann unbewusst den gleichen Wert.


Und wenn du dein Herz für dich selbst öffnest, dann kannst du auch Andere mehr lieben und deine Liebe wird bei den Anderen intensiver ankommen.


Also: Selbstliebe ist die Art und Weise, wie wir uns selbst sehen; wie wir uns selbst gegenüber fühlen. Es ist die Basis, die dich nährt und die Wurzel für Gutes in allen Lebensbereichen. Selbstliebe wirkt sich auf deine Beziehungen aus, auf dein Arbeitsleben, auf dein Denken und auf deine Interpretation von Situationen.


Selbstliebe ist wie ein kuscheliges warmes frisch bezogenes Bett, in das du dich abends einkuscheln kannst und dich einfach nur geborgen fühlst.


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Grundlagen für den Aufbau von Selbstliebe


Damit Selbstliebe wirklich gelingen kann, gibt es ein paar Basics, die man beachten sollte. Erst mal musst du bereit sein, dich deinen Minderwertigkeitsgefühlen und deinem Selbsthass zu stellen.


Und wenn du jetzt gerade beim Lesen dieser Zeilen einen starken Widerstand verspürst und Sachen denkst wie: “Ich hasse mich doch gar nicht! Auf mich trifft das nicht zu!” – dann ist das ein ziemlich sicheres Zeichen dafür, dass du es doch tust. Denn alles, gegen das wir einen starken Widerstand verspüren, lehnen wir ab.


Wenn du keine Minderwertigkeitsgefühle und keinen Selbsthass in dir hättest, dann würde es dich einfach kalt lassen, du würdest aber keinen Widerstand verspüren.


Solltest du aber merken, dass du genau mit diesen Gefühlen Probleme hast, dann musst du dich ihnen erst einmal stellen. Und wir könnten jetzt viel darüber reden, woher diese Gefühle kommen, aber das ist an dieser Stelle gar nicht nötig. Wenn du lernst, sie zuzulassen und anzunehmen, wird sich deine Einstellung dazu ganz automatisch verändern.


Das heißt, du musst dich erst einmal der Schattenseite stellen, damit du ins Licht gehen kannst.


Tja, sorry, ich weiß, es wäre schöner, sich den ganzen negativen Scheiß nicht anzuschauen und direkt ins wundervoll-warm-fluffige-heimelige Gefühl der Selbstliebe einzutauchen. Aber wenn du das tust, dann kommen die Minderwertigkeitsgefühle immer wieder von hintenrum und graben dir deine Selbstliebe ab. Dir fehlt dann das solide Fundament; dein Fundament ist modrig-gammelig und droht jederzeit, einzustürzen.


Also gibt es nur einen Weg: Augen auf und durch!


Du durchfühlst deine Minderwertigkeitsgefühle und alles, was deiner Selbstliebe im Weg steht. Du forscht nach Glaubenssätzen, die deiner Selbstliebe im Weg stehen. Das kann zum Beispiel sein: “Ich bin nicht liebenswert.” oder “Ich verdiene schlechtes.” Solche Glaubenssätze können tief sitzen und deiner Selbstliebe massiv entgegenwirken.


Diesem Schatten ins Gesicht zu sehen, kann manchmal ganz schön krass sein. Es kann ernüchternd sein, sich einzugestehen, wie viel Negativität sich selbst gegenüber wir nach all der verrichteten inneren Arbeit immer noch in uns tragen. Hier brauchen wir einfach Durchhaltevermögen, Mut und den unerschütterlichen Glauben an uns und unsere Fähigkeit und Möglichkeit, uns selbst zu verändern.


Nachdem du dich diesen Hindernissen also gestellt hast, bist du bereit dafür, Selbstliebe in dir zu erschaffen.



Wie erschafft man jetzt diese ominöse Selbstliebe?


Durch kontinuierliche Übungen und Rituale der Selbstliebe; durch ein waches Bewusstsein, das selbstliebeschädliche Verhaltens- und Gedankenmuster erkennt und hinterfragt.


Die Rituale können ganz verschieden sein. Es ist dabei nur wichtig, dass du fühlst, dass dir diese Sache hilft, dich selbst immer mehr zu lieben. 


Zu diesen täglich durchgeführten Ritualen ist es wichtig, einen waches Bewusstsein zu trainieren. Denn es werden ganz viele Situationen kommen, in denen automatisiert selbstliebeschädliche Gedankenmuster oder Verhaltensweisen bei dir ablaufen.


Zum Beispiel kann es passieren, dass du dich gerade ganz toll auf deine Selbstliebe ausgerichtet hast. Du hast sie richtig intensiv gefühlt und jetzt kann dich nichts mehr aus diesem Zustand herausreißen. Jaaaaa. Denkste. Dann gehst du vor die Tür, läufst die Straße entlang und hast auf einmal irgendwie das Gefühl, dass dich jemand anguckt. Sofort geht es in deinem Kopf los: “Was denkt der wohl von mir? Ich hab mir heute auch so wenig Mühe bei meinem Outfit heute gegeben und bin ungeschminkt, der findet mich bestimmt gammelig.” Oder: “Jetzt habe ich gerade so unfreundlich geguckt. Der Andere denkt bestimmt, ich bin ein arroganter Griesgram.”


Und schon – simsalabim – ist nicht mehr viel mit Selbstliebe.


Solche Dinge werden passieren. Ganz oft. Das kannst du nicht verhindern. Was du aber tun kannst, ist, dich immer öfter in solchen Situationen zu ertappen und auf eine Meta-Ebene zu gehen. Du trainierst, in solchen Situationen wach zu werden und zu merken, was gerade abgeht.


Und dann sagst du dir: “Aha, da ist gerade mein innerer Kritiker aktiv. Danke für deine Meinung innerer Kritiker, aber ich entscheide mich für eine andere Sichtweise. Ich finde, ich habe das gerade gut gemacht und ich bin mir sicher, dass die anderen Menschen in Wirklichkeit gerade nette und akzeptierende Gedanken über mich haben.”


Denn du hast Liebe verdient. Du bist liebenswert.


Und du selbst bist der einzige Mensch, der sich diese Liebe, nach der du dich so sehr sehnst, geben kann. Was andere Menschen dir gegenüber fühlen, offenbart sich dir als Reflexion deiner eigenen Gefühle dir gegenüber. Du kannst die Liebe anderer Menschen gar nicht wirklich annehmen, wenn du dich selbst nicht als liebenswert empfindest.



Übung


Fang sofort damit an, Selbstliebe in dir zu erschaffen:

Mache eine Liste mit allen Dingen, die an dir liebenswert sind. Fang die Sätze immer so an: „Ich bin liebenswert, weil…“

Du wirst überrascht sein, wie viele Dinge dir einfallen und was für ein schönes Gefühl du nach der Übung hast.



Das ist die ganze unglamuröse Arbeit hinter der Selbstliebe (und ja, es ist Arbeit):


  • Negative Gefühle mir selbst gegenüber erforschen, fühlen und annehmen.
  • Ins Zwiegespräch mit mir selbst gehen und negative Gedanken und Verhaltensweisen mir selbst gegenüber durch positive ersetzen.



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2 Gedanken zu „Selbstliebe entwickeln

  • 26. August 2018 um 19:16 Uhr
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    Hallo Malou, ich lese deine Seite schon zum xten male und finde es auch immer wieder sehr spannend mit der Selbstliebe. Ich versuche es schon seit vielen Jahren, denn ich habe schon seit ca. 20 Jahren chr. Schmerzen die angeblich erblich sind. Ich versuche aber trotzdem mit diesem Schmerz zu leben, was mir sehr schwer fällt. Ich bin allerdings ein Mensch der gar nicht mal so negativ denkt, ich denke viele gute Gedanken, liebe mich bedingungslos, meditiere, lächele, aber ich bin schon 70 Jahre, wohne seit bald 2 Jahren in einem Seniorenstift, und bekomme natürlich auch hier den täglichen Schmerz der anderen mit. Die Meditationsübung mit dem Spiegel und sich 10 Minuten anlächeln mache ich nun auch und ich wei0 ich brauch weiterhin Geduld und viel Gelassenheit mit all dieser Thematik umzugehen. Als junger Mensch gibt es natürlich viel mehr Möglichkeiten, da hat man auch noch den Elan etwas in seinem Leben zu ändern, denn das ganze Leben hat man ja noch vor sich. Mir fehlt diese Kraft sehr sehr oft, weil auch die Langeweile sich in mir breit macht.
    So, dies wollte ich einfach mal loswerden und mich trotzdem bedanken, dass Sie so etwas wie Selbstliebe ins Netz stellen. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Selbstliebe.
    Viele Grüße Inge Weishaupt

    • 31. August 2018 um 17:21 Uhr
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      Hallo liebe Inge, danke für deinen Kommentar! Ich finde es ganz großartig, was du alles machst und freue mich sehr, dass du meine Seite magst. Ich wünsche dir auch noch ganz viel Erfolg bei deiner Selbstliebe <3 Alles Liebe, Malou

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