Hast du Probleme damit, mutig zu sein? Überrollt dich die Angst sofort gnadenlos, wenn du mal was wagen willst?
Dann bist du hier genau richtig.
In diesem Blogartikel geht es darum, was genau Mut eigentlich ist und in welchem Verhältnis er zur Angst steht. Es geht darum, wofür wir Mut brauchen und wie es uns gelingt, mutig zu sein.
Im manchmal so dummen und falschen Allgemeinwissen gilt der Mensch als mutig, der keine Angst hat. Mutig sein – Das ist, wenn man furchtlos allen Gefahren ins Auge blickt. Entweder man hat halt keine Angst – dann traut man sich, Dinge zu machen – oder man ist halt ängstlich und dann traut man sich nicht, Dinge zu machen.
In Wirklichkeit ist das natürlich kompletter Schwachsinn. Denn Angst hat jeder Mensch. Jeder! Nur drückt es sich bei jedem anders aus. Der eine Mensch empfindet Angst und man sieht ihm diese Angst äußerlich an, man spürt seine Angst vielleicht sogar. Ein anderer Mensch wiederum empfindet vielleicht genau die gleiche Angst, trägt sie aber nicht nach außen. Wenn man ihn sieht, kommt man überhaupt nicht darauf, dass dieser Mensch gerade innerlich Angst empfindet, weil er so selbstsicher und entspannt wirkt.
Innerlich sieht es in beiden Menschen gerade gleich aus, aber wenn man sie sich von außen anguckt, würde man das nie denken. Deshalb urteile nie über andere Menschen; du kannst ihnen immer nur vor den Kopf gucken (außer du kannst Auren sehen oder bist sehr gut darin, die Gefühle und Energien anderer Menschen zu spüren).
Und genauso verhält es sich damit, wie der Mensch nun im Angesicht seiner Angst handelt. Der eine Mensch empfindet Angst und sagt sich innerlich: “Oh nein, Angst! Angst ist ein unangenehmes Gefühl, es fühlt sich doof an, ich will es nicht haben, ich muss es vermeiden, also vermeide ich lieber den Angstauslöser. Ich schaffe das nicht! Es ist bequemer und sicherer, wenn ich in meiner Komfortzone bleibe!” Dieser innere Dialog läuft natürlich selten so bewusst ab, er spielt sich eher unbemerkt ab.
Was hier passiert, ist, dass sich der Mensch einer Sache stellen will, seine Komfortzone erweitern will, aber daran scheitert, dass er seine Angst nicht will. Was tun? Angst ist nun mal leider eine natürliche Konsequenz davon, wenn wir uns Dingen stellen. Wenn wir Dinge tun, die wir sonst nicht tun – dann empfinden wir Angst. Das ist völlig normal. Das ist bei jedem Menschen so.
Und die, die behaupten, es wäre nicht so, dass sind Pretender: Menschen, die so tun als ob oder die völlig den Kontakt zu ihrem Innenleben verloren haben.
Wenn wir jedoch unsere Komfortzone wirklich erweitern wollen, wenn wir uns wirklich entwickeln wollen und da hinkommen wollen, wo wir glücklich sind, dann müssen wir durch die Angst hindurchgehen. Es gibt keinen anderen Weg. Du kannst die Angst leugnen, du kannst sie verdrängen, unterdrücken, aber letztendlich wirst du ihr nicht entkommen.
Wenn du zum Beispiel Dinge tust, die es erfordern, mutig zu sein, aber deine Angst nicht fühlst, dann wirst du irgendeine Art von psychosomatischer Reaktion erleben. Du wirst vielleicht Schlafstörungen haben, dich nicht gut konzentrieren können oder körperliche Schmerzen entwickeln.
Das heißt, die Angst muss irgendwo hin und wenn du sie nicht fühlst, dann sucht sie sich einen anderen Weg, um Beachtung zu finden.
Und damit wird die Angst vor der Angst zur self fulfilling prophecy. Denn das Problem mit dem Fühlen der Angst ist oft, dass wir Angst vor der Macht der Angst haben. Wir haben die Befürchtung, wenn wir die Angst erst einmal zulassen, ihr die Erlaubnis geben, zu kommen, dann wird sie nicht mehr gehen, sie wird uns überwältigen.
Jedoch ist das Gegenteil der Fall.
Wenn die Angst gefühlt wird, dann entziehst du ihr damit die Macht
Sie hat nur Macht, wenn du sie unterdrückst. Denn Gefühle sind wie Wellen, sie kommen und gehen. Kein Gefühl kann oder will bei dir bleiben.
Angst zu haben ist also nicht das Gegenteil von Mut, sondern der Umgang mit der Angst entscheidet darüber, wer mutig ist.
Denn Angst hat jeder. Die Frage ist halt nur, ob du jetzt vor der Angst wegrennst oder dich ihr stellst. Wenn du es schaffst, dich ihr zu stellen, dann kannst du mutig sein.
Ich empfehle jetzt aber trotzdem nicht, sofort mit dem 10-Meter-Brett anzufangen. Was ist damit gemeint? Mach dir erst einmal klar, worin du mutig sein willst. Und dann reflektiere deine Ist-Situation; sei ehrlich zu dir. Wo endet deine Komfortzone?
Im Beispiel: Wenn es dir Angst macht, zu neuen Veranstaltungen zu gehen und du gleichzeitig Angst vor fremden Menschen hast, dann ist es vielleicht etwas viel, direkt alleine zu neuen Veranstaltungen zu gehen. Du könntest auch eine_n Freund_in fragen, ob sie/er mit dir zu der Veranstaltung geht. Somit fühlst du dich am Anfang etwas sicherer. Wenn sich niemand, den du kennst für die Veranstaltung interessiert, dann musst du halt alleine hin.
Was ich damit nur sagen will, ist: Babysteps. Fang langsam und klein an. Achte auf deine Kraft. Stelle dich deinen Herausforderungen, aber sei dabei nicht zu hart zu dir. Trete dir in den Arsch, wenn es sein muss, aber tätschle dir auch mal liebevoll und stolz die Wange und gönne dir eine Verschnaufpause. Mutig sein ist nicht wichtiger als deine Selbstliebe, also gehe auf diesem Weg nett und verständnisvoll mit dir selbst um.
Denn, wenn du deine Komfortzone wirklich und nachhaltig erweitern willst, dann musst du dabei Ausdauer haben. Es ist ein langer Weg; der Weg der Persönlichkeitsentwicklung und der Weg der Selbstliebe. Ein Weg mit vielen Steinen und Rückschlägen. Der, dem das klar ist, ist im Vorteil. Denn du darfst dich nicht so schnell entmutigen lassen. Manchmal ist es ätzend, wenn du merkst, dass dir etwas immer noch total schwer fällt, obwohl du schon lange daran arbeitest. Aber du wirst mit der Zeit merken, dass die Angst immer weniger bedrohlich auf dich wirkt. Sie ist nicht mehr das große Ungeheuer, das dich verschlingen kann, sondern nur noch ein Gefühl. Ja, ein unangenehmes Gefühl, aber nicht bedrohlich. Dieser Unterschied ist wichtig.
Angst ist normal und die Bereitschaft, sich ihr zu stellen, ist die Voraussetzung für Mut.
Angst ist dein Begleiter, wenn du wächst. Am Anfang vielleicht sogar dein ständiger Begleiter. Aber ihre Intensität lässt nach und vor allem wird sie dich nicht mehr lähmen und du wirst trotzdem handeln, wenn du durch sie hindurchgehst. Also habe den Mut, Angst zu haben.