Früher wollte ich immer perfekt sein. Und ich wusste es nocht nicht mal. Das lief alles unbewusst ab bei mir. Irgendwann ist mir dann aufgegangen, dass Perfektionismus eine riesengroße Quelle von unglücklich sein und sinnlosem Energieverlust ist.
In diesem Blogpost geht es darum, was hinter dem Wunsch steht, perfekt zu sein, und wie Perfektionismus ablegen gelingen kann.
Die Formen des Perfektionismus
Zunächst einmal möchte ich darüber sprechen, in welchen Gewändern der Perfektionismus umherirrt und sich vielleicht auch in deinem Verhalten irgendwo versteckt.
Bei manchen Menschen äußert sich der Perfektionismus so, dass sie sich wahnsinnig an Aufgaben verbeißen und nicht mit einer Sache aufhören können, weil sie “noch nicht perfekt” ist. Sie schreiben eine Hausarbeit oder einen Brief und lesen immer wieder drüber. Sie verändern Formulierungen, schieben Sätze hin und her, googlen nach Synonymen, damit sie wortgewandter wirken, und so nimmt die Arbeit kein Ende. Es ist nie gut genug. Es ist nie perfekt genug. Und wenn sie die Aufgabe dann irgendwann für beendet erklären müssen, weil sie eine Deadline haben oder einfach keine Energie mehr, schließen sie sie mit einem schlechten Gefühl ab. Denn sie haben die Aufgabe nicht perfekt gemacht.
Und dann gibt es Menschen, bei denen sich der Perfektionismus eher auf die Verkörperung von bestimmten Idealen bezieht. Sie versuchen, noch klüger, noch schöner, noch witziger zu sein und sind ständig darum bemüht, ein bestimmtes Bild zu erfüllen. Einzelne Aufgaben sind ihnen vielleicht gar nicht so wichtig, aber bei der Erfüllung ihrer eigenen überzogenen Ansprüche an sich kommt ihr Perfektionismus zum Tragen. Und wenn sie ihrem eigenen Bild vom perfekten Menschen einmal nicht genügen können, dann sind sie sauer auf sich selbst und fühlen sich schwach und unzureichend.
Na, hast du dich in einer dieser Beschreibungen wiedererkannt? Wenn ja, dann sei deshalb nicht böse auf dich. Denn das wäre wieder Perfektionismus, nur dieses Mal durch die Hintertür.
Perfektionismus – verführerisches Gift
So, warum ist das mit dem Perfektionismus jetzt überhaupt scheiße? Kann doch auch ne ganz gute Strategie sein oder? So nach dem Motto: “Be the best version of yourself!”.
Aber leider stellen wir uns mit unserem Perfektionismus selbst ein Bein. Denn, wenn wir immer perfekt sein wollen, dann folgen wir damit einem Anspruch, der a) niemals erfüllbar ist (!!!) und uns b) komplett unglücklich macht und uns den Spaß am Leben nimmt.
Durch das ständige Streben nach Perfektion geht uns die Lebensfreude verloren. Vielleicht sind andere Menschen von dir oder von deinen Leistungen beeindruckt, aber gut anfühlen tut sich dein Leben in diesen Momenten der Anstrengung nicht. Denn ganz entspannt und glücklich perfekt sein – das hat bis jetzt noch kein Mensch geschafft. Was stattdessen passiert ist, dass du das Leben verpasst. Du verpasst den jetzigen Moment in all seiner unvollkommenen Vollkommenheit, wenn du verkrampft nach deinem unerreichbaren Ideal strebst.
Um diese Illusion von Perfektion in manchen Momenten zu erreichen, gehst du über deine Grenzen, du trägst eine Maske und du bist nicht authentisch. Denn ein echter authentischer Mensch ist nicht perfekt. Er macht Fehler. Er verhält sich manchmal nicht so nett wie es wünschenswert wäre. Er ist manchmal traurig und bricht zusammen. Er kann manche Sachen nicht. Manchmal ist er im Yin und manchmal ist er im Yang.
Das ist alles völlig normal und überhaupt nicht schlimm.
Klar tut es manchmal weh, zuzugeben, dass ich es gerade nicht so hinkriege, wie ich gerne würde. Dass ich mich gerade nicht so fühle, wie ich mich gerne fühlen würde. Dass ich gerade nicht so handeln kann, wie ich gerne handeln würde. Oder zuzugeben, dass ich gerade keine Energie habe.
Aber Perfektionismus ist keine Lösung dafür. Denn durch das Streben nach Perfektion machst du dich nur selbst kaputt. Und glaub mir, das ist es nicht wert. Der Preis, den du dafür zahlst, ist viel zu hoch.
Was steht hinter meinem Wunsch, perfekt zu sein?
Der Wunsch nach Perfektion hat tiefe Ursachen. Wenn du perfekt sein willst, dann versuchst du damit, einen Mangel zu kompensieren.
Du fühlst, dass du so wie du bist, nicht gut genug bist. Deshalb gehst du in den Leistungsmodus. Du denkst unbewusst: “Wenn ich nur perfekt bin, dann bin ich liebenswert.”
Gerade wenn du als Kind nicht einfach für dein Sein von deinen Eltern geliebt wurdest, sondern nur für Leistung, dann kann Perfektionismus eine Strategie sein, die du entwickelt hast. Und es kann sein, dass du sie auch im Erwachsenenalter beibehalten hast.
Vielleicht warst du früher in irgendwas die Beste oder der Beste. Vielleicht warst du in irgendeiner Sportart spitzenklasse oder du hattest die besten Noten in deiner Klasse. Deine Eltern oder auch nur ein Elternteil haben dich gerade für diese Leistung immer sehr gelobt und waren stolz auf dich. In diesen Momenten, in denen du perfekt warst, da konnten sie dich lieben. Ihre Liebe war nicht bedingungslos. Weil sie sich selbst nicht bedingungslos geliebt haben. Die meisten Eltern behaupten, sie würden ihr Kind bedingungslos lieben. Aber in vielen Fällen ist das nur eine Lüge, die sie sich selbst erzählen, damit sie sich leiden können.
Jedenfalls hast du dieses Prinzip – Liebe für Leistung – als Kind internalisiert und Jahre später denkt dein inneres Kind immer noch: “Ich muss etwas leisten, damit ich liebenswert bin.”
Hinter Perfektionismus steht also immer mangelnde Selbstakzeptanz. Denn, wenn ich mich selbst komplett annehme mit all meinen Macken und all meinen Unzulänglichkeiten, dann bin ich nicht mehr anfällig für Perfektionismus. Dann komme ich gar nicht auf die Idee, irgendein übertriebenes Ideal darstellen zu wollen. Wenn ich innerlich sage: “Ich bin ok so wie ich bin.” Dann entspannt sich in mir alles und ich kann meinen Perfektionismus ablegen. Er wird dann überflüssig und unlogisch.
Perfektionismus ablegen – 3 Einsteigertipps
So, wie nun aus der Falle Perfektionismus entkommen?
Wie schon bei vielen anderen Themen angesprochen gibt es auch hier nicht den einen Schalter, den du einfach umlegen kannst und “schwuppdiwupp” auf einmal bist du nicht mehr perfektionistisch.
Vielmehr ist es auch beim Perfektionismus ablegen so, dass es sich um einen Prozess mit vielen Fortschritten und Rückschritten handelt. Und in diesem Prozess kommst du dann am besten weiter, wenn du Perfektionismus ablegen regelmäßig trainierst. Deshalb ist der 1. Tipp:
Tipp 1: Akzeptanz gegenüber Fehlern
Fange an, darauf zu achten, wie du innerlich mit dir selbst umgehst, wenn du Fehler machst. Es gibt auch Ratgeber, die dir sagen, dass du extra viele Fehler machen sollst. Einfach, um zu lernen, dass es nicht schlimm ist. Die Welt dreht sich weiter und niemand lacht dich aus oder hört auf, dich zu lieben. Ich persönlich finde, dass es erst einmal völlig reicht, wenn du anders mit den Fehlern umgehst, die du sowieso machst. Und mit Fehlern meine ich alles, was du innerlich als Fehler bewertest.
Für jeden ist etwas anderes ein Fehler und es gibt Menschen, die sagen “Fehler gibt es gar nicht”. Von einem bestimmten Standpunkt aus ist das auch richtig, aber beim Perfektionismus ablegen hilft dir das auch nicht wirklich weiter. Deshalb lenke einfach bewusst dein inneres Selbstgespräch, wenn du das nächste Mal das Gefühl hast, einen Fehler gemacht zu haben.
Halte einen Moment inne, atme tief ein und aus und frage dich dann: “Was denke ich gerade über mich selbst?”
Wenn du dich selbst innerlich gerade für deinen Fehler fertig machst, dann geh stattdessen in eine akzeptierende Haltung. Erkenne den inneren Kritiker und entziehe ihm seine Macht.
Wie kommt man in eine akzeptierende Haltung? Die unterschiedlichsten Gedankengänge können dir beim Einüben einer akzeptierenden Haltung helfen. Vielleicht hilft es dir, dir klarzumachen, wie du über einen anderen Menschen in der gleichen Situation denken würdest. Wahrscheinlich hättest du bei jemand anderem viel mehr Verständnis oder Mitgefühl dafür, dass dieser Person das passiert ist. Vielleicht fändest du sie auch total sympathisch und menschlich dadurch.
Es kann auch helfen, dir bewusst zu machen, dass du ein Mensch und keine Maschine bist. Du bist ein menschliches Wesen – du musst gar nicht immer funktionieren.
Das ist nur der überzogene Anspruch, den du an dich selbst hast. Aber in Wirklichkeit ist es ok, mal was nicht zu schaffen. Wenn du dir das nochmal bewusst ins Gedächtnis rufst, entspannt sich innerlich etwas und du kannst den Fehler loslassen.
Tipp 2: Zufriedenheit üben
Wenn du gerade eine Aufgabe beendet hast, läuft meistens unbewusst in deinem Kopf eine Bewertung ab. Du denkst dir: “Gut gemacht, toll!” oder vielleicht auch: “Hm naja, hätte man besser machen können…”
Wenn du eher zu letzterer Bewertung neigst, dann werde dir auch hier bewusst. Bemerke deine negative Selbstbeurteilung ohne diese wiederum wieder zu verurteilen.
Und dann übe dich in Zufriedenheit. Sei bewusst damit zufrieden, wie du etwas gemacht hast. Egal was. Du hast es gut gemacht. Du hast so viel Energie und Zeit dafür eingesetzt, wie du gerade konntest und das ist genug. Jedes Mal.
Wenn zufrieden sein für dich ein schwieriges Thema ist, dann schau doch mal in meinem Artikel: Zufriedenheit – Tipps für ein zufriedeneres Leben vorbei.
Tipp 3: Fokus wechseln
Wenn du merkst, dass du gerade wieder in Perfektionismus abdriftest, dann beobachte dich dabei. Mache dir klar, was gerade passiert.
Und mach dir auch klar, dass Selbstliebe entwickeln das einzig wirklich wirksame Mittel gegen Perfektionismus ist. Werde dir bewusst, dass du mit deinem Perfektionismus einen gefühlten Mangel kompensieren willst, der aber real gar nicht existiert.
Denn du bist existierenswert und liebenswert genauso wie du bist.
Dafür musst du rein gar nichts tun.
Schon gar nicht perfekt.
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