Sich mit anderen Menschen zu vergleichen ist eine der schlimmsten kollektiven Krankheiten.
Diese Vergleiche mit anderen sind bei den Meisten von uns so tief drin, dass du diesen Prozess in deinem Gehirn (Mensch begegnet dir und du setzt sein XY in Relation zu deinem XY) meistens nicht einmal bemerkst.
Und so rennen wir den ganzen Tag durch die Gegend und in uns denkt es:
Der ist besser als ich. Sie ist selbstbewusster als ich und die da hinten sind sowieso schon viel weiter in ihrem Prozess als ich armes Würstchen.
Deshalb frage ich dich jetzt: Hat dir das jemals was gebracht?
Hast du dich dadurch besser gefühlt? Bist du dadurch schöner, schlauer, sexier, erleuchteter geworden?
…
Nein? Tja auch das haben wir alle gemeinsam.
Der Mechanismus “Ich vergleiche mich mit anderen” gaukelt uns vor, dass er uns irgendwie hilft, aber das tut er verdammt nochmal GAR NICHT. Null Komma nothing.
Sich mit anderen vergleichen ist einfach nur eine fiese Angewohnheit, die deine Lebensenergie sinnlos verschlingt.
Treibt es dich wirklich dazu an, besser zu werden, wenn du dich dauernd mit anderen vergleichst, die angeblich weiter sind?
In 99% aller Fälle: Nein.
Der Selbstbetrug beim Vergleichen
Denn was in Wirklichkeit dadurch passiert ist, dass du dich selbst in einem negativen Licht siehst. Du borgst dir den anderen als Ausrede dafür, dass du wieder nicht genug bist. Du nimmst den anderen als Rechtfertigung für deine Minderwertigkeitskomplexe.
Und dann hast du endlich wieder einen guten Grund dafür, dir selbst leid zu tun. Dann ist es endlich wieder legitim, dich selbst scheiße zu finden und schlecht zu behandeln. Denn er oder sie ist ja viel besser als du. Und dass du da noch nicht bist, liegt nur daran, was für ein*e krasse*r Versager*in du bist.
Das ist nämlich das Problem mit dem Vergleichen. Wir vergleichen uns gerne mit den Menschen, die besser sind als wir.
Wenn 97% aller Menschen in einem Bereich weniger weit sind als du, 1% genauso weit und nur 2% weiter sind, dann wirst du dich wahrscheinlich genau mit diesen 2% vergleichen.
Neben den negativen Auswirkungen auf deine Psyche ist diese Art von Vergleichen wie du siehst auch wenig realistisch. Es entzieht dir deine Selbstliebe und macht, dass du dich wieder wie das arme Opfer fühlst.
Auswirkungen vom Vergleichen
Ganz nebenbei vergiftet es deine Beziehungen zu anderen Menschen mit Neid und Missgunst.
Und das gilt ganz besonders für Beziehungen unter Frauen und unter Männern.
Es war für mich ein ganzes Stück Arbeit, anderen Frauen Mitfreude, Liebe und Empowerment entgegenzubringen anstatt immer nur argwöhnisch von der Seite zu schauen und heimlich zu denken: Hoffentlich ist sie schlechter als ich, damit ich mich gut fühlen kann.
Ich wurde die ersten Jahre meines Lebens von meiner Umwelt krankhaft darauf dressiert, mich zu vergleichen. Alle Leute kamen ständig zu mir und meiner Zwillingsschwester und haben gesagt:
Sie ist schöner als du. Du bist klüger als sie. Deine Beine sind dünner als ihre. Dein Bauch ist dicker als ihrer.
Das hab ich alles aufgenommen wie ein Schwamm und in mir dachte es dann: Alles klar. Es geht also darum, besser zu sein als andere Frauen. Ich werde für alles, was ich mache, verglichen.
Ich internalisierte also diesen Vergleich und strengte mich noch mehr an.
Und rate mal: In meinem Kopf habe ich das Rennen trotzdem nie gewonnen.
In meiner Wahrnehmung habe ich bei den meisten Vergleichen schlechter abgeschnitten, ganz unabhängig von der Realität und ganz egal, wie sehr ich mich auch angestrengt habe.
Sich mit anderen vergleichen bringt also rein gar nichts. Es ist nur zum Unglücklichsein ein großartiges Rezept.
So jetzt hat hoffentlich auch der Anteil von dir, der sich gerne einreden will, Vergleichen wäre doch was ganz Tolles, verstanden wie unsinnig diese Angewohnheit ist.
Bevor wir ein Muster loslassen, finde ich es immer sinnvoll, anzuerkennen, wozu es einmal gut war. Paradoxerweise hilft das beim Loslassen.
Was hat Vergleichen ursprünglich für einen Sinn?
Für Kinder ist Vergleichen etwas ganz Wichtiges. Sie vergleichen sich mit anderen und lernen so, sich selbst einzuordnen. Sie lernen die Welt und sich selbst erst kennen und da ist der Prozess des Vergleichens eine wichtige Hilfe. Und das geschieht erstmal ganz neutral und bezieht sich auf alles.
Aber mit der Zeit kommt dann immer mehr der negative Vergleich. Damit kommen dann auch die unangenehmen Gedanken und unangenehmen Gefühle.
…und schon ist Vergleichen gar nichts Hilfreiches mehr, sondern nur noch ein negativer Sumpf, der uns die Lebensenergie abzieht.
3 wichtige Denkweisen, um aus dem Vergleichen rauszukommen
Nachdem es im Verstand “Klick” gemacht hat: Wie kommst du jetzt zu dem ganz tiefen emotionalen “Klick”, durch den sich das Muster wirklich verändert?
Es gibt zwei Dinge, die du dir klarmachen kannst, damit dir die Sinnlosigkeit des mit anderen Vergleichens auf einer ganz tiefen Ebene bewusst wird.
1.Vergleichen bringt dich nicht vorwärts
Egal wie oft oder wie lange du dich mit anderen vergleichst, es bringt rein gar nichts.
Hat sich durch das Vergleichen schon mal deine Situation verändert?
Wahrscheinlich nicht.
Es ist also ein komplett sinnloser Vorgang. Es bringt dich null weiter. Es bringt dich nicht dahin, wo du hinwillst. Es bringt dich nur in die Selbstablehnung und Opferhaltung.
Dann kannst du es auch einfach sein lassen oder?
Wenn du dich also das nächste Mal beim Vergleichen ertappst, frag dich mal:
Bringt mich das jetzt gerade real irgendwie weiter?
Und wenn die Antwort “Nein” ist, dann lass es los.
Es kann hierbei helfen, erstmal wirklich wahrzunehmen, was du dir antust mit dieser Vergleicherei.
Schließ mal die Augen und spüre in deinen Körper hinein: Was passiert mit dir, in dem Moment, in dem du dich vergleichst? Wie fühlt sich dein Körper an?
Wahrscheinlich ganz schwer und hart, verspannt und traurig.
Und dann denk mal einen selbstliebenden Gedanken wie: Ich bin toll. Oder: Ich bin gut genug. Ich bin stolz auf mich.
Spüre auch hier mal in dich hinein und schaue, was das im Gegensatz zu dem Vergleichsgedanken mit dir macht.
Wahrscheinlich wird dein Körper ganz weich und warm und du spürst, wie sich ein Lächeln in dir ausbreitet.
Mit dieser Körperaufmerksamkeit ist es dann ganz leicht, das Muster zu switchen und dich für den Gedanken zu entscheiden, der sich gut anfühlt in deinem Körper.
Denn beides ist wahr. Realität ist subjektiv und von dir konstruiert. Was du glaubst, das ist dann deine Wahrheit.
“Thoughts becomes things.”
– Kai Greene
2. Menschen sind nicht vergleichbar
Es klingt so einfach und einleuchtend, aber trotzdem ist es uns oft nicht klar.
Du kannst dich nicht mit einem anderen Menschen vergleichen!
Auf welcher Basis findet dieser Vergleich statt? Weil ihr beide Menschen seid?
Jeder Mensch hat komplett andere Voraussetzungen und Ressourcen in seinem Leben.
Wenn du neidisch auf jemanden bist, der eine tolle Beziehung führt, dann vergisst du dabei völlig den Kontext. Du vergisst dabei, dass er oder sie als Kind sichere Bindungserfahrungen gemacht hat und du nicht. Deshalb ist es jetzt für diese Person viel leichter, sich auf eine*n Partner*in einzulassen und zu vertrauen als für dich.
Diese anderen Voraussetzungen gelten für deine Grenzen genauso wie für deine Möglichkeiten. Jeder Mensch ist komplett anders aufgewachsen. Jeder Mensch hat seine ganz eigenen Begabungen und Besonderheiten. Jeder Mensch hat seine ganz eigene Art, wie sein Gehirn und wie seine Gefühle funktionieren. Selbst deine Geschwister hatten andere Voraussetzungen als du. Eure Eltern haben euch nicht komplett gleich behandelt. Ihr habt nicht genau die gleichen Sachen erlebt als Kind. Und Menschen haben zu euch unterschiedliche Sachen gesagt, aus denen sich unterschiedliche Glaubenssätze bei euch geformt haben.
Selbst meine Zwillingsschwester und ich haben nicht die gleichen Voraussetzungen. Wir können uns nicht miteinander vergleichen. Das ist so als würde man Äpfel und Birnen miteinander vergleichen. Ja, man kann es machen. Aber es macht überhaupt keinen Sinn.
Du bist einzigartig. Ich bin einzigartig. Punkt.
3. Der fundamentale Fehler beim Vergleichen
Soo und hier kommt der wichtigste Trick.
Mach dir mal klar, dass du dich selbst beim Vergleichen verarscht. Du vergleichst dich mit einer anderen Person immer nur in dem einen Aspekt, in dem er oder sie dir überlegen ist.
Das heißt, wenn du jemand anderen zum Beispiel dafür beneidest, dass sie schon seit drei Jahren erfolgreich mit ihrem Herzensbusiness selbstständig ist und du gerade erstmal anfängst und noch bis fünfundvierzig in deinem ärtzenden Job vor dich hingedümpelt hast, dann sieh mal das ganze Bild.
Sieh mal, was da alles noch mit dranhängt. Sie hat sich die letzten Jahre nur auf die Arbeit konzentriert und dafür hat sie nicht so wie du auch in sich selbst Zeit investiert. Sie hat andere Dinge dafür aufgegeben, die du nie aufgeben würdest. Im Gegensatz zu dir hat sie nicht so ein gutes Freundschaftsnetz in ihrem Leben, weil sie so viel Zeit in die Arbeit gesteckt hat. Sie steht jeden Tag um die gleiche Uhrzeit auf, egal wie es ihr geht. Sie ballert jeden Tag den Content auf Instagram raus, egal wie es ihr geht. Sie sagt: “Arbeit first” und ihre Gefühle stehen an zweiter Stelle.
…und willst du das immer noch? Auch zu diesem Preis?
Schau dir mal realistisch an, was da alles noch mit dranhängt, wenn du auf etwas neidisch bist. Mach nicht den Fehler, dir isoliert den einen Lebensbereich anzuschauen, wo die Person es völlig rockt und du angeblich nicht. Schau dir das Gesamtpaket an. Schau dir an, welche Arbeit und welcher Verzicht dafür nötig ist und dann frag dich ganz ehrlich: Bin ich dazu bereit?
Und wenn ja: Wunderbar. Dann zieh es durch. Nutze den Vergleich als positiven Ansporn, um dich selbst daran zu erinnern, dass du es kannst. Denn so kann man in seinem Gehirn das “ich bin neidisch” auch umdrehen. Anstatt dich klein und unfähig zu fühlen und den anderen dafür zu hassen, dass er das hat, was du gerne hättest, kannst du es auch als Motivation nehmen. Wenn es für diese Person möglich ist, dann ist es auch für dich möglich. Nimm ihn oder sie als Beweis dafür, dass auch du es schaffen kannst.
Aber wenn du, nachdem du das Gesamtbild betrachtet hast, merkst, dass du es doch nicht willst, dann lass es los. Lass es einfach los. Lass den Vergleich los und konzentriere dich auf dich und dein Leben.
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